jetzt lernt Ihr mich kennen
es ist ja nun nicht zu erwarten, daß in Anbetracht eines
mit Lack verschmierten Hipstergestells eine uneingeschränkte
Kaufempfehlung gegeben wird ...aber so wie das hier gerade
läuft gehts auch nicht.
Meiner Ansicht nach ist die "kein Gang-Welle" eine sehr
begrüßenswerte Entwicklung zum günstig fahrbaren Stadtrad.
Und ich sehe keinen Sinn darin Anfragende in die Resignation
zu schicken, die dann mit einem Stadler-Monster für 800+ Eus
zu Recht im Keller verstaubt. An diesen Dingern
schraubt sich schon der Fachmann einen Wolf, in Nutzer-Wartung
fährt sowas nicht weit. Die Einzige Möglichkeit für unter
500 Eus überhaupt ein mit Spaß nutzbares Fahrrad zu bekommen
ist numal von einer Modewelle besetzt, so eklig das auch ist.
Jedermann/Frau nun loszuschicken, auf die Suche nach einem
guten alten Stahl-Rennradrahmen - endet mit einem Rahmen,
der den Belastungen des Stadt-Radfahrens nicht standhalten
kann. Keine Gabel aus der "Guten Alten Zeit (TM)" ist fürs
urbane Bremsen geeignet, um ein wesentliches Problem zu
benennen. Unwesentliche Dinge wie zu große OLD, die zu
Kassettenkonversionen mit instabiler assymmetrischer Speichung
zwingen, zu Verbiegeorgien reizen - und die Rausfallenden, die
Kettenspanner oder teure Excenter-Naben oder -Innenlager
erfordern ...ja, es gibt Rahmen, aber insbesondere an die
Rahmen mit Forkends oder horizontalen Ausfallenden würde ich
erst recht keine leistungsfähige Vorderradbremse montieren.
Bahnrahmen sind nicht fürs Bremsen gebaut, und horizontale
Ausfaller finden sich insbesondere an Baumarktware. Diese
"Selbstmord-Umbauten" sind ein schlechter Rat - nicht nur
für Schraub-Anfänger.
Als Basis ein Stahl-MTB zu nehmen reduziert zwar etwas das
Gabel-Brems-Problem, weswegen das mein favorisierter Ansatz
ist, aber als Jedermann/Frau-Schraub-Empfehlung taugt das
genauso wenig. Immerhin ist ein solcher Umbau für die urbane
Nutzung tauglich ...Sofern man den üblichen Alulenker im
Stahlvorbau sofort gegen Stahl tauscht.
Also?
Mongoose Maurice?
Immerhin kein Wasserrohr, das Gewicht ist zumindest in die
Erfüllung aktueller DIN-Belastungstests investiert.
Billige Teile?
Im Ernst, eine KRG kostet komplett mit BB und Montage keine
100 Eus. Wer über 200 investiert wird von mir als Gearhead
belächelt. Wenn ein Innenlager relevant schwer läuft isses
kaputt, und bis dahin gibt es im Leichtlauf keinen Unterschied.
Wohl aber im Komfort, ein supersteifes Hohlwellenlager federt
nicht, das muß kein Vorteil sein. Pedale - in jeder Preislage
schnell krumm. Und eine Kette, die Beste (Hülsen!), kostet
5-6 Eus... ein Freilaufritzel ist schnell gewechselt, 8 Eus
...was kostet ein Kassettenfreilauf-Tausch, die Kassette, das
Schaltauge, das Schaltwerk ...und immer alles voller widerlichem
Dreck ...ach, dafür kann man auch ein Marken-Freilaufritzel
für 20 oder 70 Eus...
Laufradsatz, Schläuche, Reifen - Performance kostet Nerven,
oder ...eine Felge wiegt immer 600 Gramm, ein Reifen 500, ein
Schlauch 100. Leichtbau bei Laufrädern bemerkt man während der
Fahrt nur am Lenkgefühl. Und wenn mans Rad rumträgt wirds erst
dann unerträglich, wenn der Gedanke an das gerade zerstörte
teure Laufrad, die gerade zerschnittene Edelpelle... dazukommt.
ob nun das Maurice, das Pista, oder das Carbon-Merida überteuert
ist ...das kann man schließlich nicht vergleichen - und schon
garnicht mit einen liebevollen Selbstaufbau aus erprobten Altteilen.
SXHC hat geschrieben:
Wo wohnst du denn? Welche Belag liegt hauptsächlich
in der Stadt? Spielen "Berge" eine Rolle?
heim_de hat geschrieben:
...Leichtigkeit eines Fahrrads... ... Leichtigkeit des Fahrens...
Burnie hat geschrieben:
Das ganze wird dann neben den messbaren Unterschieden
zusätzlich auch noch durch die nicht messbaren subjektiven Faktoren
verstärkt. Ein Rad, das leicht läuft bringt einen schneller auf eine
hohe Geschwindigkeit, setzt damit Adrenalin frei und macht mehr Spass,
wird zum Selbstläufer.
Müsste ich jetzt heute ein fertiges Rad für 500 fertig kaufen,
um vom Nichtradfahrer zum Radfahrer zu mutieren (ich lebe in Flachland,
ohne Gänge geht kein echter Berg), dann würde ich vielleicht sogar
das ekelfarbene Maurice nehmen, gleich mit einer Thudbuster ST, damit
es nicht so wehtut. Jedes schnelle Rad ist erstmal eine Höllenqual,
aber bequeme Fahrräder vom Massenmarkt ziehen notorisch Staub an.
Unfassbar was da verkauft wird, volle Spaßbremsung.
Was hast Du bisher gefahren?