Moin,
Fahrradversteigerung, da habe ich erstmal eine kleine Geschichte von einer Radtour nach Amsterdam und zurück. Los gings mit meinem Kumpel auf einem 10-Gang, und mir auf einem 3-Gang Holland-Look-Kaufhaus-Rad. Die Hinfahrt war zumindest was die Räder anging unkompliziert, wir waren ähnlich schnell, doch dazu mehr am Ende.
In Amsterdam wurde sein Rad geklaut, das Geschenkbändel lag durchgeknipst und einsam noch da. Aber wir waren in der richtigen Woche dort, die Polizeiversteigerung fand statt, also hin, kostet ja nix und macht womöglich Spaß. Wenn ich mich recht entsinne gabs keine Vorbesichtigung, die Räder wurden irgendwie von einem Stapel geholt, das Wenige was darüber erzählt wurde war in Landessprache, wir haben nach einiger Zeit gerade eben so den Preis-Stand verstanden. Bezahlung war direkt in Bar und das Rad sofort mitzunehmen, unmittelbar nach dem Zuschlag.
Da gabs tolle Räder, glänzend, bunt, mit 5-Gang und komplett trommelgebremst, 10-Speeds... . Ein Rad nach den anderen ging weg, und wir ließen sie gehen. Zum Einen wegen unserem Preislimit, zum Anderen wegen unserer mangelnden Erfahrung mit dem Auktionsgeschehen, und natürlich wegen der Sorge ein nicht fahrbares Rad zu erwischen, es sollte ja fahren und 650km halten. Ich meine es wäre das Vorletzte gewesen, ein sehr klassisches schwarzes Monster mit Stempelbremse und Torpedo Rücktritt, 1,8 Millionen Kilometer alt und ich glaube sogar mit etwas Restluft in den Reifen.
Mein Kumpel war ziemlich entsetzt, war ja der komplette Gegenentwurf zum Rad der Hinfahrt.
Der Rollenfreilauf rutschte gelegentlich und die Bremsen waren Performance-Class, aber es fuhr und hatte einen auf 20 Tonnen Hausrat ausgelegten Gepäckträger. Wegen dem Freilauf waren wir dann in einem Laden. Ich muß wohl entgeistert und hilflos geschaut haben, mit den 5 Röllchen in der Hand, "das ist ganz einfach zu machen, die Werkstatt völlig überlaufen - mindestens eine Woche" und als er dann "1 Gulden" sagte...
Also im Hof der Jugendherberge, mit von anderen Reisenden geliehenem Werkzeug, unter neugierigen und ungläubigen Blicken der Fahrrad-Reiseprofis, wie überhaupt jemand mit einem solchen Monster in Erwägung ziehen könne zu reisen ... ohne Gangschaltung
Vom Probeausflug alleine kam der Kumpel mit einem gründlichen Achter wieder

...Straßenbahnschienen, Nieselregen

...also habe ich in Amsterdam auch noch das Zentrieren gelernt ...mit Felgen-Wrestling und Nippeldreher vom klemmenden Achter zum Fahrbaren, der einzig bedeutende Vorteil eines Rücktritts...
Und auf der 650km-Rückfahrt habe ich gelernt, daß der eine richtige Gang gegen 3 falsche Gänge immer gewinnt, er war unglaublich schnell. Und - das ist der wesentliche Punkt: er hatte auf der Hinfahrt 10 falsche Gänge, also selbstgewählt immer den falschen eingelegt. Seither übersetze ich 3-Gang immer gezielt auf den genau passenden 3.Gang als Streckengang.
Kurbelei mit 5+ Meter Entfaltung macht länger viel schneller als 1000 Gänge.
Jetzt zu Deiner Auktionsteilnahme: Singlespeed braucht horizontale Ausfallenden (Fink tippt schneller weniger

) - zum Kette spannen, viele Rennräder haben aber vertikale Dropouts. Das solltest Du rausfinden bevor Du bietest. Wenn es also keine Vorbesichtigung und Nummern gibt mußt Du nahe sitzen (stehen?) und gut sehen - und eventuell ein Fernglas mitnehmen.
Fahrräder auf Polizei-Auktionen haben immer Macken, sonst wären sie nicht dort, wer überlässt ein fahrbares Rad einer Polizei-Platzräumung und holt es nicht wieder? Die schlimmsten Macken sind zugleich die Unsichtbarsten, der Riss im Rahmen zum Beispiel, oder die Kollisions-Stauchung.
Abgesehen davon, daß Auktionen einen guten Unterhaltungswert haben (und deswegen überhaupt - allerdings überwiegend von Zockern - besucht werden) würde ich ein gründlich untersuchbares Rad aus der Kleinanzeige immer vorziehen... ...selbst die Untersuchung will geübt sein... ...also nimms leicht, und biete bei Deiner ersten Auktion höchstens mit echtem Spielgeld.