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In meiner Naivität würde ich ja hoffen, dass sich durch die Fahrradstaffel ein neuer Kommunikationskanal über die Diskriminierung der Fahrradfahrer im öffentlichen Straßenverkehr in Berlin öffnet. Quasi ein erster Schritt, um das Fahrrad als vollwertiges und gleichberechtigtes Fahrzeug zu etablieren.
Das halte ich nicht für naiv, sondern durchaus für einen realistischen Wunsch bzw. für eine realistische Vorstellung. Allgemein ist in unserer Gesellschaft Komunikation zu einem echten Problem geworden. Es ist praktisch nicht mehr möglich, dass sich zwei Fremde mit entgegengesetzten Meinungen unterhalten bzw. diskutieren ohne, dass ein Anstandswauwau für einen geordneten Ablauf sorgt. Ich denke, genau diesen Anstandswauwau sollte die Fahrradstaffel im Gespräch Radfahrer-Fußgänger-Autofahrer darstellen. Eben ohne irgendwas zu ahnden. Reguleiren sollte meiner Meinung nach der Job sein.
Auch sollte es dabei nicht um das Einhalten irgendwelcher technischer Voraussetzungen, wie Bremsen, Licht usw. gehen. Es sollten doch erstmal die Grundregeln klar gemacht werden. Es sollte auf schlechte Radfahrer eingewirkt werden, genauso, wie auf schlechte Autofahrer und die allseits beliebten unaufmerksamen Fußgänger. Denn viele Menschen sind sich ihrer eigenen verkehrstechnischen Defizite gar nicht bewusst und sie genau da mit der Nase drauf zu stoßen sollte der Job sein.
Zitat:
Generell würde ich es begrüßen wenn Fehlverhalten bei Autofahrern sanktioniert und bei Radfahrern erstmal ermahnt wird (bis zu einer gewissen Grenze natürlich), begründet durch das unterschiedliche Gefahrenpotential der Fahrzeuge.
Das wiederum halte ich für einen völlig falschen Weg. Letztendlich ist es natürlich was anderes, ob ich mit ner Tonne Auto auf ein Hindernis pralle, als mit 100Kg Fahrer/Rad-System. Aber wenn ich mit 30km/h in einen Fußgänger knalle, werde ich mit meinen 100Kg Systemgewicht zu einer genauso üblen Gefahr für den Fußgänger. Der einzig echte Unterschied ist, dass der Autofahrer wohl meist physisch unbeschadet aus der Nummer gehen wird.
Letztendlich ist es doch so, dass viele Konflikte im Straßenverkehr doch nur durch Unwissenheit auf allen drei Seiten entstehen und diese gilt es zu beseitigen.
Mal ein kleines Beispiel aus dem Leben. Ich fahre auf dem Weg zur Arbeit meistens über den Stuttgarter Platz und biege von diesem rechts in die Wilmersdorfer Straße ein. Letztens stand ich mit meinem Rad dort bei Rot neben einem Funkwagen. Irgendwann wurde es Grün und ich fuhr los. Ich bog rechts hab und der Funkwagen hinter mir ebenfalls. Anschließend hielten sie mich an und maulten rum, warum ich meine Abbiegeabsicht nicht angezeigt habe, dann hätten sie doch nicht warten müssen und mit abbiegen können. Ich sagte ihnen nun, dass ich genau das nicht wollte. Ihre Antwort war ein leicht erbostes "Was soll DAS denn?". Ich sagte ihnen, ganz einfach, wenn ich anzeige, dass ich abbiege und der Funkwagen oder jedes andere Fahrzeug mit mir abbiegt unterschreitet es auf jeden Fall die 1,5 Meter Sicherheitsabstand, weil sie sonts im Gegenverkehr landen würden. Ich will aber besonders beim Abbiegen nicht unnötig eingeengt werden, als lasse ich den Autofahrer in dem Glaugen, dass ich geradeaus weiter will. So wartet er im Idealfall kurz und kommt hinter mir um die Kurve. Beide machten ein typisches AHA/Ach So Gesicht und meinten zum Abschluss nur, die Hand müsse ich trotzdem raushalten. Naja....
Das Ziel der Aufklärungsarbeit sollte sein, dass mein Verhalten praktisch nicht mehr nötig ist und die Autofahrer sich genau solche Gedanken machen, oder dass eben das Straßenland entsprechend umgestaltet wird. Zb. mit einer Fahrradwartezone an den Haltelinien, wie zB. in GB. So dass sich Radfahrer an Ampeln nicht neben die Autos quetschen, sondern davor stehen.
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bekenne ich mich aber ohnehin zur autofreien Innenstadt.
Gänzlich Autofrei halte ich für nicht praktizierbar, aber man sollte in irgendeiner Art und Weise den privaten Kraftverkehr in den Innenstädten einschränken. DAs würde aber einen weiteren Ausbau des ÖPNV voraussetzten usw. usw.....